brunnen_3Dinge gibt’s, die gibt es gar nicht

Die Geschichte vom marokkanischen Mosaikbrunnen

Schon immer wollten wir auf unserer Dachterrasse einen marokkanischen Mosaikbrunnen aufstellen. Aber immer störte uns an den gesichteten Exemplaren etwas: Entweder stimmte die Farbe oder die Größe nicht, der Brunnen stand in einem Geschäft in Deutschland und nicht in Spanien, das vorhandene Exemplar war beschädigt, oder einem Mitglied der Familie gefiel er nicht. Dies ging lange Zeit so, bis wir schließlich im Internet (wo sonst heute) auf das Bild eines Mosaikbrunnens stießen, der allen Familienmitgliedern auf Anhieb gefiel. Aber: Dieses Exemplar war nicht käuflich zu erwerben. Das Bild stammte aus einer Fotoreportage über Patios an der Costa de la Luz.

Was also tun? Kurzerhand griffen wir zum Smartphone und sandten das Bild per WhatsApp an eine uns bekannte Familie, die ein schönes Geschäft mit marokkanischen Einrichtungs- und Dekorationsgegenständen in Conil de la Frontera betreibt. Wir fragten: Könnt Ihr uns so einen Brunnen mit den von uns gewünschten Maßen besorgen? Sie sagten zu, bei ihren nächsten Einkaufstouren in Marokko nach einem solchen Brunnen Ausschau zu halten.

Und tatsächlich: Nach noch nicht einmal vier Wochen piepste unser Smartphone und per WhatsApp trudelte das Foto eines Mosaikbrunnens ein, der nahezu exakt so aussah, wie wir ihn uns erträumt hatten. Ob er uns gefiele, fragte die Nachricht. JA JA JA, natürlich gefiel er uns. Die Familie hatte den Brunnen extra für uns in Marokko anfertigen lassen und bereits importiert. Also reservierten wir den Brunnen.

Voller Vorfreude sahen wir unserem nächsten Aufenthalt in Conil entgegen. Wir waren so gespannt, wie sich der Brunnen auf der Dachterrasse unseres Ferienhauses „Casa de las Estrellas“ wohl machen würde. Nur Eines hatten wir in der ganzen Euphorie vergessen: Wie sollte der Brunnen zu uns auf die Dachterrasse gelangen? Uns war überhaupt nicht bewusst, dass so ein Brunnen in der von uns gewählten Größe gut und gerne 120 kg auf die Waage bringt. Und: Unserer Ferienhaus ist ein adosado, also ein typisch spanisches Stadthaus, mit einigen zu überwindenden Treppen, bevor man die Dachterrasse erreicht.

Wir besuchten also das Geschäft der marokkanischen Familie, bewunderten unseren dort stehenden Brunnen, und beichteten der Chefin des Hauses diese in den Augen eines jeden Spaniers (und wohl auch Marokkaners) absolut verrückte Vorstellung, den Brunnen auf der Dachterrasse aufstellen zu wollen. Sie runzelte die Stirn, sah uns mit einem leicht mitleidigen Blick an, wie man ihn sonst nur offenkundig verwirrten Personen schenkt, wollte uns aber wohl nicht enttäuschen, und sagte schließlich zu, mit den männlichen Familienmitgliedern unseren Wunsch und dessen Realisierung besprechen zu wollen. Wie wurden geheißen, auf ihre WhatsApp-Nachricht zu warten, ob und wann der Brunnen zu uns gebracht werden könne.

Dann der Schock: Der Ehemann unserer marokkanischen Geschäftsinhaberin erkrankte plötzlich. Die Idee, einige kräftige männliche Familienmitglieder könnten unter seiner Anleitung den Brunnen zu uns auf die Dachterrasse tragen, schien plötzlich nicht realisierbar zu sein. Wir fingen also an, uns bei unseren Freunden und Bekannten umzuhören, welche Möglichkeiten es denn ansonsten noch geben könnte, den Brunnen zu uns aufs Dach zu bringen. Es reifte die Idee, einen kleinen Kran in unsere Gasse zu bringen, um den Brunnen damit auf die Terrasse zu heben. Aber auch dieser Lösung stand ein von uns noch nicht demontierter Schuppen am zur Straße gelegenen Ende der Dachterrasse im Weg. Also beseitigten wir den Schuppen. Doch das Ende unseres Aufenthalts nahte unaufhörlich und es schien, als sei unser Wunsch, den Brunnen noch in diesem Urlaub aufs Dach zu bringen, nicht mehr zu realisieren.

Doch dann, zwei Tage vor unserer Abreise, der erlösende Anruf unserer marokkanischen Freunde: Ihrem Mann gehe es wieder besser, sie würden den Brunnen noch an diesem Tag gegen 18:00 Uhr auf unsere Terrasse tragen. So geschah es schließlich. Die Gefühle und Angstzustände, die wir während der Lieferung des Brunnens durchlebten, wollen wir hier lieber nicht beschreiben. Aber nun steht er an seinem Platz auf der Dachterrasse und Sie und unsere Gäste finden ihn hoffentlich ebenso schön wie wir.

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